erschienen in der Zeitschrift joule 1/2016, S.35.
Wirklich sinnvolle Maßnahmen bei der Energiewende sind momentan rar. Nun könnte auch noch ein völlig unausgegorener Smartmeter-Rollout den Photovoltaikausbau und damit den Klimaschutz weiter behindern.
Die Photovoltaikbranche hat noch nicht den Zubaueinbruch verdaut, da droht für 2017 neues Ungemach. Alle PV-Anlagen
ab einer Leistung von 7 kW sollen dann ein Smartmeter erhalten. "Smart" klingt intelligent und wichtig für die Energiewende.
Viel Intelligenz ist aber erst einmal nicht zu erwarten. Die Zähler erhalten lediglich einen Internetzugang.
Der Roman "Blackout" beschreibt, wie Hacker damit die Stromversorgung in ganz Europa lahmlegen können.
Damit dies nicht so kommt, entwickelt das BSI sichere Protokolle. Das ist die Behörde, die auch bei der
IT des jungst gehackten Bundestages beratend zur Seite stand. Hurra, dann kann ja nichts mehr passieren.
Die neuen intelligenten Zähler sollen bis zu 100 € pro Jahr kosten. Das macht 2000 € über 20 Jahre. Bei einer 7-KW-PV-Anlage fallen damit rund 20 % Zusatzkosten an. Die Begründung sind mögliche Kosteneinsparungen. In der Praxis kann sich der Betreiber momentan allerdings nur eines sparen: Den jährlichen Gang in den Keller zum Zählerablesen. Das funktioniert nun elektronisch. 100 € für 5 Minuten Zeiteinsparung: Supersmart. Sollten die Betreiber diese Kosten tragen, zerstört das die Wirtschaftlichkeit vieler Anlagen. Diese würden dann einfach nicht mehr gebaut oder die Leistung unter die 7-KW-Grenze reduziert, um die Smartmeter-Pflicht zu umgehen.
Auch Stromverbraucher sollen nach und nach Smartmeter erhalten. Den neuen Wunderzählern werden enorme Fähigkeiten zur Stromeinsparung zugeschrieben. Zuerst einmal werden aber Millionen Zähler mit einem nicht unerheblichen Eigenbedarf den Stromverbrauch deutlich erhöhen. Am Ende soll es 40 Millionen Zähler geben, die locker ein Grundlastkraftwerk auslasten können. Die angeschlagenen Energiekonzerne wird es freuen.
Prinzipiell ist gegen neue technische Möglichkeiten gar nichts einzuwenden. Natürlich ist es sinnvoll, Photovoltaikstrom in Solarbatterien mittags zu Zeiten der größten Netzbelastung zu speichern, diese mit überschussigem Windstrom laden zu können oder die berühmte Waschmaschine bei Sonne laufen zu lassen. Doch das geht auch heute schon ohne teure Smartmeter. Außerdem fehlen für viele theoretische Smartmeter-Anwendungen die nötigen Rahmenbedingungen. Hier wird wieder einmal der zweite Schritt vor dem ersten gemacht. Daher wird der geplante Smartmeter-Rollout der Energiewende erst einmal nicht helfen, dafür aber den PV-Ausbau weiter erschweren. Doch möglicherweise verzögert sich das Vorhaben noch: Der Messgeräte- und Telekommunikationsbranche sind die Renditemöglichkeiten bei den vorgesehenen Kosten zu gering.
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