erschienen in der Zeitschrift joule 4/2017, S.25.
Für zahlreiche Familien war das Jahr 2016 besonders traurig. 14 Todesopfer waren durch islamistische Anschläge
in Deutschland zu beklagen, 92 in Frankreich und 40 in Belgien - fast 150 Tote in der europäischen Union - ein Horror für
alle Betroffenen.Fast ununterbrochen dominiert der Terrorismus das Nachrichtengeschehen und die Talkshows. Und er ist eine
Ursache für das Erstarken der populistischen und rechtsradikalen Parteien in ganz Europa.
Rund 180.000 Menschen sterben jedes Jahr infolge der Belastung durch Luftschadstoffe in der Europäischen Union,
35.000 alleine in Deutschland. Anders als die Terrortoten lassen die Medien, die breite Öffentlichkeit und die Politik die
Schadstoffopfer seit Jahren links liegen. Offensichtlich ist das Leid der Betroffenen zu unspektakulär. Herzinfarkte,
Schlaganfälle und Lungenkrebs hat es schon immer gegeben. Wen interessiert schon, dass viele davon durch Abgase von
Dieselmotoren oder Kohlekraftwerken verursacht werden?
Verwundert reiben wir uns die Augen, wenn in den USA ein VW-Manager zu 169 Jahren Haft verurteilt werden soll.
Dabei sind allein durch den VW-Skandal in den USA vermutlich schon 60 Menschen zusätzlich ums Leben gekommen.
Doch selbst ohne Abgasmanipulationen sind die Opferzahlen riesig. In Deutschland sterben jährlich doppelt so
viele Menschen durch Autoabgase wie durch Verkehrsunfälle. Gut 3000 Todesopfer gehen jährlich auf das Konto
deutscher Kohlekraftwerke - alle 10 bis 15 Jahre ein Toter pro Arbeitsplatz. Wir dürfen nicht weiter nur Betroffenheit
bei Terroranschlägen zeigen und die Augen bei den Opfern der Luftschadstoffe verschließen. Mit jeder Kilowattstunde
Kohlestrom, die wir nutzen und jeder Fahrt im Verbrennerauto werden wir zum Mittätern. Für die Opfer ist es am Ende egal,
ob sie durch eine Kalaschnikow, Diesel-, Benzin- oder Kohleabgase sterben.
Mit der gleichen Entschlossenheit, mit der wir ein energisches Vorgehen gegen den Terrorismus fordern, müssen wir auch
die Luftschadstoffe bekämpfen. Stellen wir die Verursacher unter Terrorismusverdacht! Natürlich brauchen wir dann ein
Fahrverbot für Verbrennungsmotoren, zumindest in den Innenstädten und einen schnellstmöglichen Kohleausstieg.
Nur ein beherzter und schneller Umstieg auf Solar- und Windenergie und die Elektromobilität kann das sinnlose
Sterben durch Abgase wirksam bekämpfen. Ganz nebenbei würden wir auch noch das Klima retten und Deutschland zum
Vorreiter bei Zukunftstechnologien machen. Verschließen wir nicht weiter die Augen. Wir müssen endlich selber
handeln und der Politik Druck machen.
Eine Vielzahl an Artikeln behandelt aktuelle Themen der Energiepolitik, des Klimaschutzes und des Einsatzes erneuerbarer Energien.
In verschiedenen Print-, Radio- und TV-Interviews nimmt Volker Quaschning Stellung zu aktuellen Fragen über die Energiewende und eine klimaverträgliche Energieversorgung.
Das Wachstum erneuerbarer Energien steigt kontinuierlich. 2023 haben erneuerbare Energien bereits einen Anteil an der weltweiten Kraftwerksleistung von 45 Prozent erreicht. Kernkraftwerke liegen dagegen nur noch bei 4 Prozent. Für wirksamen Klimaschutz muss der Ausbau erneuerbarer Energien aber noch weiter gesteigert werden.
Die Kohlendioxidemissionen in Deutschland sind im Jahr 2023 gesunken: Gutes Wetter und schlechte Konjunktur sind die Treiber. Doch schon für 2024 wird von einem erneuten Anstieg der Treibhausgas-Emissionen ausgegangen. Das Einhalten der deutschen Klimaschutzziele für die Jahre 2030 und 2045 ist derzeit unrealistisch.
Früher oder später werden Gerichte eine Klimaschutzpolitik einfordern, die
auch Gesetze und Ziele einhält. Beschließen also ausgerechnet Merz oder Söder dann
ein Tempolimit?
Am 14. Mai wurde in Deutschland so viel Solarstrom ins Netz eingespeist wie noch
nie. Das hat auch Auswirkungen auf unsere Nachbarländer, speziell auf die
Atomkraft-Ambitionen in Frankreich.