erschienen in der Zeitschrift agrarheute ENERGIE 02/2018, S.19.
Kaum ein Thema im Energiebereich polarisiert derzeit so stark wie die Elektromobilität. Mein YouTube-Video zur Ökologie von Elektroautos hat inzwischen mehrere hundert Kommentare bekommen. Während die einen die Elektromobilität feiern, halten andere eisern am Verbrenner fest.
Fakt ist: Die Elektromobilität wird kommen. In China gilt ab dem Jahr 2019 eine Elektroautoquote von 10 Prozent. Rund 2,5 Millionen Elektroautos werden dann in Reich der Mitte jährlich neu auf die Straße kommen - kein Problem für chinesische Hersteller. Für die auf den Export angewiesenen deutschen Automobilkonzerne ist das aber existenzbedrohend. Nur gut 50.000 Elektroautos rollen derzeit auf deutschen Straßen. Politik und Autolobby haben bislang die Elektromobilität bei uns erfolgreich verhindert.
Seit kurzem sammele auch ich mit unserem asiatischen Hybridauto Erfahrungen. Das Fahrerlebnis ist wirklich genial. Wer Umwelt und Klima einen Dienst erweisen will, muss allerdings erst einmal sehr tief in die Tasche greifen. Wenn man eine der wenigen Ladesäulen ansteuert, wird diese oft durch einen Verbrenner zugeparkt. Und wenn nicht, lässt sich der Ladevorgang nicht starten, wenn man nicht vorher die richtige Ladekarte bestellt hat. Der Strom kostet dann auch gerne mal bis zu einem Euro pro Kilowattstunde und zum Laden braucht man ein 250 Euro teures Kabel. Bis heute habe ich nicht verstanden, wie ein Kabel 25 Euro pro Meter kosten kann. Bei einer Spritztour in eine nahegelegene Therme findet man dann mit etwas Glück auch wirklich eine freie Ladesäule. Voraussetzung ist natürlich, dass man bereit ist, die zwei Kilometer vom nahgelegen Industriegebiet zur Therme zu laufen.
Der grüne Ministerpräsident Kretschmann bezweifelte, dass die Elektromobilität bis 2030 flächendeckend durchzusetzen sei, weil man die Autos ja nicht laden kann. Das ist heute sicher richtig. Aber hilflos zu jammern nützt da wenig. Die Politik muss einfach nur für die richtige Infrastruktur sorgen anstatt Geld für wenig attraktive Kaufprämien rauszuschmeißen. Sie sollte jedem Laden, Hotel, Restaurant oder Sporteinrichtung Ladesäulen schenken, wenn diese in den nächsten Jahren im Gegenzug für Gratis-Ladestrom sogen. So erreichen wir eine kostengünstige Ladeinfrastruktur, von der alle etwas haben.
Aber vielleicht will die deutsche Politik mit ihrer Untätigkeit einfach nur die Konkurrenz aus China fernhalten. Ob das klappt, wenn deutsche Gerichte demnächst flächendeckend Diesel-Fahrverbote in Innstädten verhängen, würde ich aber stark bezweifeln.
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